Ungewöhnliches in der Aula Carolina: Improvisierter Klangteppich geknüpft
Aachen.
Teelichter brennen auf den Rändern der grauen Steinsäulen in der Aula Carolina. Auf seitlichen Tischen stehen frische Blumen und Räucherstäbchen. Im Nebenraum wird indisches Essen serviert. Das Dufterlebnis ist ungewohnt, aber alles andere als unangenehm. Das Gleiche lässt sich über die Veranstaltung sagen, die an diesem Abend in der Aula Carolina stattfindet. «Nacht der Trommeln» nennt sie sich und ist Teil der Veranstaltungsreihe «nun». Deren Name verweist auf die Zielsetzung, wie Thomas Hoffmann erklärt: «Wir möchten, dass die Zuhörer berührt werden im Augenblick. Der Augenblick ist das Wichtigste.
»Hoffmann arbeitet an der RWTH. Er organisiert «nun» bereits zum zweiten Mal. Die Veranstaltungsreihe ist seine Leidenschaft. Mit drei weiteren Musikern steht er heute auf der Bühne. Gemeinsam gestalten sie die «Nacht der Trommeln.» Hoffmann bedient dabei Keyboards, Synthesizer, Perkussion, Gongs und Loops. Vorheriges gemeinsames Proben? Ach was. Ein Konzept für den Verlauf des Abends? Quatsch. Alles, was an diesem Abend auf der Bühne passiert, entspringt spontaner Improvisation. «Den Schlagzeuger kenne ich seit einer Stunde. Es ist immer wieder erstaunlich, wo es hingeht. Das überrascht mich oft selbst», sagt Hoffmann. Die Frage, wie viele Instrumente im Einsatz sind, löst bei ihm lautes Lachen aus: «Keine Ahnung. Ich schätze so um die 60.
»Die Nacht der Trommeln startet leise. Die vier Musiker ziehen mit Instrumenten durch den dunklen Raum – ein Hörerlebnis, mit dem selbst die teuerste Dolby-Surround-Anlage nicht mithalten kann. Manche Klänge sind vertraut, bei anderen lässt sich erahnen, von welchem Instrument sie stammen, und ein paar wirken völlig fremd. Die Reaktionen der Zuhörer sind unterschiedlich: Viele wippen schon nach wenigen Minuten im Takt, andere verfolgen das Spektakel mit skeptisch verschränkten Armen. Manche haben die Augen geschlossen. Da der Geräuschpegel in der Aula für ein Nickerchen deutlich zu hoch ist, darf vermutet werden, dass Letztere ihre meditative Klangreise bereits angetreten haben. Der Klangteppich, den die Musiker ausrollen, ist mal sanft wie Samt, mal urgewaltig wie ein Unwetter. Zu behaupten, dass Zeit und Raum jegliche Bedeutung verlieren, wäre übertrieben. Sie treten aber zumindest in den Hintergrund.
Der Besucher verlässt die Nacht der Trommeln mit einer seltsamen Gefühlsmischung aus Entspannung und Tatendrang. Auf der nächtlichen Pontstraße zieht gerade ein Horde alkoholisiert-gackernder Jugendlicher vorüber, ein Autofahrer versucht mit seiner Hupe einem anderen ein alternatives Verkehrs-Verhalten nahe zu legen. Draußen tobt der Alltag. Die Nacht der Trommeln scheint plötzlich in weite Ferne gerückt.
Das Abschlusskonzert der Veranstaltungsreihe «nun» findet am Freitag, 28. März, um 20.30 Uhr, in der Aula Carolina in der Pontstraße statt. Es steht unter dem Motto «Spontane Begegnungen». Bis dahin gibt es täglich von 17 bis 18 Uhr eine «Meditative Klangreise».
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.